Hier eine Auswahl von Meditationsliteratur. Ich habe sie aufgeteilt in drei Teile: Literatur zum Einstieg, Bücher für Erfahrenere und Biographien und Autobiographien.

Zum Einstieg

Das Achtsamkeitstraining. 20 Minuten täglich, die ihr Leben verändern. Von Mark Williams und Danny Penman.

Dieses Buch ist eine gute Einführung die Achtsamkeitsmeditation. Es ist eine leichte Abwandlung der bekannten Methode der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion. Praktisch, direkt und ohne spirituellen Überbau bietet es viele Anregungen für Meditationen, Körperwahrnehmung und vor allem die Integration dieser Übungen in den Alltag.

Erwachen. Jenseits von Glaube und Religion. Von Sam Harris.

Dieses Buch ist nur bedingt eine Meditationsanleitung und mehr eine Auseinandersetzung eines bekennenden Atheisten mit dem Thema Erwachen oder Erleuchtung. Sam Harris zeigt auf, wo für ihn die Unterschiede zwischen (organisierter) Religion und Spiritualität liegen. Er macht dies in einer lockeren, aber fesselnden Kombination von persönlichem Erfahrungsbericht und wissenschaftlichen Grundlagen. Er verbrachte mehrere Jahre in buddhistischen Retreats, ist aber auch promovierter Neurowissenschafter und hat einen Abschluss in Philosophie.

Auf der Website des Verlags gibt es eine geführte Meditation im englischen Original und in einer deutschen Übersetzung.

Die Freiheit entdecken. Grundlagen buddhistischer Erkenntnis-Meditation. Von Fred von Allmen

Fred von Allmen ist einer der Wegbereiter der buddhistischen Meditation in der Schweiz. In diesem Buch fasst er den Weg zur Vertiefung von Weisheit und Mitgefühl auf eine verständliche und moderne Art zusammen. Schwerpunkt bildet die Erkenntnis- Meditation (Vipassana). Aber auch die Meditation des Wohlwollens (Metta, manchmal auch mit «liebende Güte» übersetzt) kommt zur Sprache. Die rund 150 Seiten sind ein guter Einstieg, wenn man auch mehr über spezifische Aspekte des buddhistischen Wegs wie Karma, Loslassen oder Leerheit wissen möchte.

Introducing Mindfulness. Buddhist Background and Practical Exercises. Von Bhikkhu Anālayo.

Der aus Deutschland stammende Gelehrte und Praktiker Bhikkhu (=Mönch) Anālayo gibt in diesem Buch einen Abriss über verschiedene Facetten der Achtsamkeit und ihrer Entwicklung im Laufe der Zeit. So zeigt er zum Beispiel auf, dass schon der Buddha einem König, der masslos ass, Achtsamkeit als Mittel empfahl und dieser einen «Lehrer» beauftragte, ihn daran zu erinnern. Es gab also schon immer Anwendungen, die nicht nur das Erwachen zum Ziel hatten. Gleichzeitig hilft das Buch aber auch, gewisse durch den Achtsamkeitshype bedingten Strömungen besser einschätzen zu können.

The Little Book of Being. Practices and Guidance for Uncovering Your Awareness. Von Diana Winston.

Dies ist ein wundervoll praktisches Buch: Voller Anleitungen und kleiner Spiele, wie man Achtsamkeit im Alltag praktizieren kann. Diana Winston platziert die Achtsamkeit auf einem Spektrum. Von sehr enger, auf ein Objekt fokussierter Achtsamkeit über die Wahrnehmung von immer wieder neuen Objekten, bis hin zu einem sehr offenen Gewahrsein. Ich empfehle das Buch, weil verschiedene Leute auf unterschiedliche Methoden besser ansprechen und mir das aufgezeigte Spektrum ein guter Ansatz scheint zu finden, was zu einem passt. Zudem ist das Buch prägnant und verständlich geschrieben.

Für Erfahrene

Seeing that Frees. Meditations on Emptiness and Dependent Arising. Von Rob Burbea.

Wohl eines der besten, aber auch anspruchsvollsten (modernen) Bücher in meiner Meditationsbibliothek. Der 2020 verstorbene Rob Burbea präsentiert eine originelle Interpretation des im Buddhismus zentralen Konzepts des bedingten Entstehens. Das Buch beginnt relativ einfach und führt dann mittels vieler praktischer Übungen Schritt für Schritt tiefer. Dabei ist es sehr dicht und auch bei mehrmaligem Lesen entdeckt man immer wieder neue Aspekte.

Ebenfalls sehr zu empfehlen sind Robs umfangreiche Vorträge, die auf der Website der von ihm gegründeten Hermes Amāra Foundation angehört oder als Transkripte heruntergeladen werden können. (Dabei unbedingt mit den älteren starten, die neuen brauchen eine Vertrautheit mit seinen früheren Ansätzen.)

Achtsamkeit. Eine praktische Anleitung zum Erwachen. (Bd. 1 und 2) Von Joseph Goldstein.

Dieses Buch basiert auf dem Satipatthana-Sutta, der Lehrrede zu den vier Bereichen der Achtsamkeit. Mit vielen praktischen Erfahrungsberichten und Beispielen angereichert, macht Joseph Goldstein diese zentrale Lehrrede zugänglich und praktikabel. Für mich ist das Buch auch immer wieder ein Nachschlagewerk, wenn ich eine (westliche) Interpretation zu einzelnen Elementen des Texts brauche.

Wer lieber hört, kann gratis die 42 Dhamma-Talks anhören, auf denen das Buch basiert.

Satipatthana Meditation. A Practice Guide. Von Bhikkhu Anālayo.

Hier handelt es sich um eine praktische Meditationsanleitung zum Satipatthana-Sutta. Bhikkhu Anālayo verfasste vor diesem Buch zwei theoretische Bücher zu dieser Lehrrede, diese Anleitung ist nun quasi die praktische Umsetzung. Er fokussiert dabei auf sieben Elemente, die basierend auf seinen historisch-vergleichenden Studien den Kern der Anleitungen bilden. Dazu gibt es auch geführte Meditationen auf der Seite des Verlags.

The Art and Skill of Buddhist Meditation. Mindfulness, Concentration and Insight. Von Richard Shankman.

Dieses kurze und knappe Buch finde ich hilfreich, weil es verschiedene Mediationspraktiken, vor allem Sammlungs- und Einsichtsmeditation, fliessend miteinander verbindet. Durch seine Kürze ist es vermutlich nichts für Anfänger:innen, und manche Erfahrene mögen es oberflächlich finden. Aber mir hat es wertvolle Impulse gegeben. 🙂

Focused and Fearless. A Meditation’s Guide to States of Deep Joy, Calm, and Clarity. Von Shaila Catherine.

Wer sich für Sammlungsmeditation und tiefe Versenkungszustände interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Die Sprache ist klar, schnörkellos und viele Übungen machen das Buch zu einem wertvollen Praxisbegleiter.

Emptiness. A Practical Guide for Meditators. Von Guy Armstrong.

Wie der Titel sagt, ist die Leerheit das zentrale Thema dieses Buches. Das buddhistische Konzept von Leerheit wird oft missverstanden und mit Nihilismus verwechselt. Guy Armstrong präsentiert verschiedene Aspekte von Leerheit und macht sie durch praktische Übungen zugänglich. Dabei wird klar, dass sich der Leehrheitsbegriff auch innerhalb von verschiedenen buddhistischen Strömungen unterscheidet und im Laufe der Zeit einen Wandel erfahren hat.

Ebenfalls empfehlenswert ist der Online-Kurs zum Buch.

Biographien und Autobiographien

Auf dem Weg. Eine Reise zum wahren Sinn des Lebens. Von Yongey Mingyur Rinpoche.

Mingyur Rinpoche schildert auf eindrückliche Weise sein Wanderreatreat. Er beschreibt, wie er als Vorsteher eines Klosters nachts allein und fast ohne Geld über die Klostermauern stieg, zum ersten Mal im Leben ein Zugbillet kaufte und dann im vollen Zug realisierte, dass ihn hier seine Roben nicht wirklich schützten. Er stellt dar, wie ihm seine Praxis da und auch später, als er beinahe starb, half.

Fesselnd und lesenswert! (Das Original ist englisch, ich weiss nicht wie gut die Übersetzung ist.)

One Balde of Grass. A Zen Memoir. Von Henry Shukman.

Henry Shukman erzählt von seiner von schweren Ekzemen und dem entsprechenden Leiden geprägten Kindheit und Jugend, von einem plötzlichen Erwachenserlebnis, das er nicht richtig einordnen konnte, und wie es ihn schliesslich zum Zen brachte. Für mich waren das Einblicke in eine Tradition, die ich fast nicht kenne, und in die Arbeit mit Koans, diese rätselhaften Fragen oder Kurzgeschichten. Shukman ist Schriftsteller. Wohl deshalb sticht das Buch für mich auch sprachlich heraus.

Ich hatte nicht immer, was ich wollte, aber alles, was ich brauchte. Von Björn Natthiko Lindeblad.

Björn Lindeblad erzählt, wie er Mitte zwanzig genug von einer steilen Karriere hatte und beschloss, Mönch in der thailändischen Waldklostertradition zu werden. Fast zwei Jahrzehnte trug er die Robe. Als er sie ablegte und ins normale Leben zurückkehrte, fiel er in eine tiefe Depression. Allmählich kam wieder Freude in sein Leben, er wurde in Schweden ein geschätzter Achtsamkeitslehrer. Ende Fünfzig erhielt er dann die Diagnose der unheilbaren Krankheit ALS. Hier half ihm seine jahrelange Praxis im Umgang mit Unsicherheit und Angst. Mit bereits schwindenden Kräften machte er eine Vortragstour mit dem Namen «Schlüssel zur Freiheit» durch Schweden. Eine Aufzeichnung mit englischen Untertiteln findet sich in seinem YouTube-Kanal.